Gestreift ist unser Kleid,
geschoren unser Haar,
wir stehen außerhalb des Rechts,—
auch wer ein Individuum war,
ein Künstler oder Denker gar,
trägt das Gewand des Knechts.—
Gestreift ist unser Kleid
geschoren unser Haar,—
man hat uns nichts gelassen,—
und alles was uns teuer war,
das Heim, die Frau, das Kind sogar,
die haben wir verlassen. —
Gestreift ist unser Kleid,
geschoren unser Haar, —
nun will man uns zerbrechen,
doch in uns leuchtet still und klar
der Freiheit Siegel wunderbar,
wenn auch kein Wort wir sprechen. —
Gestreift ist unser Kleid,
geschoren unser Haar, —
noch gehen wir mit stolzem Mut,
wie leben täglich in Gefahr,
erniedrigt, wie noch keiner war,
bald trinkt die Erde unser Blut. —
Dann trägt der Kamerad das Kleid,
wohl wissend um das grosse Leid,
das dieser Stoff umschloss. —
Gestreiftes Kleid, gestreiftes Kleid,
du bist mein höchstes Ehrenkleid,
denn was ich litt, das viele Leid,
macht dich unendlich gross. —
Edgar Kupfer-Koberwitz (Kobierzyce, Polonia, 1906 – Stuttgart, Alemania, 1991). Prisionero deportado a Dachau. Poeta y ensayista.